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ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH, Hagen

Der 7. Deutsche Interoperabilitätstag: Interop: Und nu?

DIT is the way! Interoperabilität braucht offenen Austausch

Hagen / Berlin, 24.10.2022

Unter dem Motto „Interop: Und nu‘?“ fand vom 19. bis 20. Oktober 2022 der 7. Deutsche Interoperabilitätstag (DIT) in Berlin statt. Veranstalter des DIT waren in bewährter Kooperation der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V., HL7 Deutschland e. V., IHE-Deutschland e. V., der Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG e. V.) und die ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH.

Vertreterinnen und Vertreter der Veranstalter des DIT (v.l.n.r.).: Thomas Dehne, IHE Deutschland e. V., Christian Suelmann, ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH, Melanie Wendling, Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V., Kim Becker, HL7 Deutschland e. V. und Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG e. V.). (Foto: ZTG GmbH)

Anwenderinnern und Anwender, Verbände sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie und Politik trafen sich in diesem Jahr wieder in Präsenz beim DIT in Berlin, um über Interoperabilitätsthemen zu diskutieren – die „Interop-Roadmap“, Standards (HL7®FHIR® und IHE), Terminologien und der European Health Data Space (EHDS) standen auf dem Programm. 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich für die Veranstaltung angemeldet. Nach Tutorials und Diskussionen in einem Open-Space Format am ersten Tag folgten am zweiten Tag Fachvorträge und Diskussionen.

Interop neu organisiert. Roadmap to… wohin genau?

„Fragen wir doch das Bundesgesundheitsministerium: Wie lautet die bundesweite Strategie für Digitalisierung, Innovation und Interoperabilität?“, eröffnete Melanie Wendling, bvitg-Geschäftsführerin, den Kongress am zweiten Tag. Sie moderierte den ersten und vierten Themenblock und wandte sich mit ihrer Frage direkt an Sebastian Zilch, Leiter der Unterabteilung 52 „gematik, Telematikinfrastruktur, eHealth“ im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), der in seinem Vortrag die neue Digitalisierungsstrategie des BMG vorstellte.

„Allein der Koalitionsvertrag atmet das Thema Digitalisierung und Interoperabilität. Wir haben den Auftrag die ePA und das E-Rezept zu verbreiten. TI-Anwendungen sollen ein echtes Nutzenerlebnis haben“, antwortete Zilch. Interoperabilität lebe vom Austausch und das sei auch ein Ziel der neuen Digitalisierungsstrategie des BMG. „Gerade bei Interoperabilität geht es darum gemeinsam Lösungen zu finden. Wir wollen alle Akteurinnen und Akteure zusammenbringen und miteinbeziehen.“

Sebastian Zilch (Bundes-gesundheitsministerium) zur Digitalisierungsstrategie. (Foto: ZTG GmbH)

Governance zum Thema Interoperabilität Koordinierungsstelle, Interop-Council, Expertenkreis, Arbeitskreise – seit der Einführung der Gesundheits-IT-Interoperabilitäts-Governance-Verordnung (GIGV) im vergangenen Jahr sei viel passiert. Da waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DIT einig. Aber aus dieser zarten Pflanze müsse jetzt ein kräftiger Baum werden. „Wir müssen machen! Alle müssen zusammenarbeiten. Der öffentliche Gesundheitsdienst, die Wissenschaft und die Versorgung. Es ist wichtig, dass KIS- und PVS-Hersteller mitmachen“, betonte Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Vorsitzende des SITiG e. V. und Leiterin des Interop Councils in ihrem Vortrag. Darin verwies sie auf Ergebnisse des Digitalradars über den digitalen Reifegrad deutscher Krankenhäuser und resümierte: „Die Strukturen und Systeme sind da, allerdings nicht ausreichend miteinander verbunden. Wir brauchen interoperable Standards, um den Informationsfluss zu optimieren.“

Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Vorsitzende des SITiG e. V. und Leiterin des Interop Councils. (Foto: ZTG GmbH)

Die Versorgung stehe aktuell noch vor vielen Herausforderungen, so Thomas Dehne, User-Cochair IHE Deutschland e. V. und Leiter des Geschäftsbereichs IT in der Universitätsmedizin Rostock. „Interoperabilität umfasst unglaublich viele Themen: TI mit ePA, KIM etc, KHZG, Meldeportale wie DEMIS, Standardisierungen (ISiK, ISiP), Signaturverfahren und weitere gesetzliche Anforderungen sowie Forschungsprojekte“, erklärte Dehne. „Interoperabilität muss bei dieser Themenvielfalt stärker in den Fokus rücken. Es gilt Anwenderinnen und Anwender miteinzubeziehen und Verständnis für Prozesse untereinander zu schaffen.“ Schlussendlich gehe es um die Verbesserung der Patientenversorgung!

Über 140 Teilnehmende trafen sich im Colonia Nova in Berlin Neukölln zum DIT ein. (Fotos: ZTG GmbH)

Raus aus der großen Abstraktion, rein in konkrete Fragestellungen. Bundesweit Interoperabilität umsetzen. Sektorale Verantwortlichkeiten der ambulanten und stationären Versorgung miteinander vereinen – perspektivisch auch die Pflege. Da müsse es hingehen. Das zeigten die Diskussionsrunden an beiden Tagen. Sehr positiv kam bei vielen Teilnehmenden das offene Open-Space Format am ersten Tag an, bei dem in kleinen Gruppensessions u. a. Themen wie ePA, EHDS und ISIK diskutiert wurden. Interaktion, fachlich offener Austausch – ein Format, das viel Inspiration bot und nicht nur räumlich Bewegung in die Veranstaltung brachte.

Der Open-Space ein voller Erfolg: DIT-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer diskutieren und sammeln Inspirationen zu aktuellen Problemen und Fragestellungen, die die Community bewegen. (Fotos: ZTG GmbH)

„Der diesjährige DIT macht klar: Gesetzlich Geregeltes wird durch die Community mit Leben und Lösungen gefüllt. Und jeder kann sich einbringen und mitmachen“, freute sich Kim Becker von HL7 Deutschland e. V. und Christian Suelmann von der ZTG GmbH ergänzte: „Der DIT zeigt: Die Community setzt ihren Weg fort, dass Systeme und Menschen besser zusammenwirken. Langfristig optimiert ein solch offener Austausch die Versorgung und auch die Forschung kann davon nur profitieren.“ Beide hatten selbst beim Open-Space Format teilgenommen und zeigten sich begeistert.

Einen positiven Blick – den werfen nach dem DIT alle beteiligten Veranstalter auf die Interop-Roadmap. Gemeinsam wurde schon viel erreicht. Fazit der Veranstalter: Mit neuen Formaten, die zum Austausch und zur Inspiration anregen, lässt sich noch viel mehr erreichen. Und genau dafür gibt es den DIT, der jährlich die großen Player der IT des deutschen Gesundheitswesens zusammenbringt und den Austausch fördert.

Kurzprofile der Veranstalter

Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V.
Intelligente IT-Lösungen tragen heute und in Zukunft wesentlich dazu bei, das Gesundheitswesen effizienter zu gestalten und die Qualität der medizinischen Versorgung zu steigern. Der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V. vertritt in Deutschland die führenden IT-Anbieter im Gesundheitswesen, deren Produkte je nach Segment in bis zu 90 Prozent des ambulanten und stationären Sektors inkl. Reha-, Pflege- und Sozialeinrichtungen eingesetzt werden. Über 70 Prozent der Unternehmen sind dabei international tätig.
www.bvitg.de

HL7 Deutschland e. V.
HL7 Deutschland (gegründet 1993) arbeitet an der Förderung und Verbreitung der HL7-Standards in Deutschland und ist eine von weltweit fast 40 nationalen Tochterorganisationen von HL7 International, die wiederum weltweit rund 2.500 Mitgliedsorganisationen vereint. Der speziell für das Gesundheits- und Sozialwesen entwickelte Interoperabilitätsstandard ermöglicht die patientenzentrierte Kommunikation zwischen nahezu allen Institutionen und Bereichen sowie den entsprechenden Personen, Systemen und Geräten des Gesundheits- und Sozialwesens. HL7 v2.x wird vornehmlich in Krankenhäusern zwischen den dort etablierten Systemen eingesetzt, darüber hinaus bietet HL7 Lösungen für sektorenübergreifenden Informationsaustausch im gesamten Gesundheitswesen, insbesondere die Clinical Document Architecture (CDA) für Struktur und Inhalt medizinischer Dokumente und die neueste Generation der HL7 Standards, genannt FHIR, vor allem auch für mobile Kommunikation.
www.hl7.de

IHE Deutschland e. V.
Die internationale Organisation IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) bildet die praktischen Anforderungen der Anwender in der Standardisierung ab. Sie entwickelt hierzu sogenannte Profile als Bausteine einer integrierten klinischen IT. Die seit 2004 als e.V. in Deutschland aktive Initiative IHE versteht sich als Plattform zur Erarbeitung deutscher Profile und engagiert sich bei der Verbreitung der IHE-Ideen: Kooperation von Anwendern und Herstellern, Wiederverwendung von Standards, transparente Entscheidungen, freiwillige Selbst‐Assessments.
www.ihe-d.de

Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen e. V. (SITiG)
Der Spitzenverband soll die Interessen aller Standardisierungsorganisationen auf der politischen Ebene wahrnehmen und als zentraler Ansprechpartner für Parlament und Regierung sowie für die Organisationen der Selbstverwaltung auftreten, um gemeinsam die Standardisierung im Bereich der Informationstechnologie im Gesundheitswesen zu fördern. Die Förderung und Verbreitung von internationalen IT-Standards zwischen allen Gesundheitsdienstleistern und den Patienten/Bürgern sowie die Kooperation unter den Standardisierungsorganisationen stehen dabei im Vordergrund. Dabei soll Einhaltung und Förderung von Prozessen maßgeblich sein, die durch Konsens, Transparenz, Ausgeglichenheit und Offenheit bei der Entwicklung von IT-Standards im Gesundheitswesen angewendet werden.
www.sitig.de

ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH
ZTG hat sich zum Ziel gesetzt, moderne Informations- und Kommunikationstechnologien in das Gesundheitswesen nutzerorientiert einzuführen und zu verbreiten, um die Versorgungsqualität entlang der steigenden Anforderungen zu stärken. Neben Beratung, Gutachten und Projekten befördert ZTG die wichtige Vernetzung der Marktteilnehmer. Seit ihrer Gründung im Jahre 1999 hat sich das Kompetenzzentrum als feste Instanz im Markt der Gesundheitstelematik etabliert.
www.ztg-nrw.de

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