Das deutschsprachige HL7 Magazin

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Claudia Dirks, Kai U. Heitmann

HL7 Deutschland zieht positive Bilanz und visiert neue Ziele an

HL7 Jahrestagung am 1. und 2. Dezember 2022

Themen wie HL7 Governance und Entscheidungsfindung, FHIR-Basisprofile, FHIR-Module für die Onkologie, neue Prozesse rund um Abstimmungsverfahren, ART-DECOR Release 3 sowie Terminologien waren auf der Agenda der HL7 Jahrestagung, deren Mitglieder zum Ausklang von 2022 noch einmal in Berlin zusammenkamen. Es wurde ein zufriedener Rückblick und ein optimistischer Ausblick.

Interoperabilität, HL7, FHIR etc. sind auf einmal Begriffe, die aus den Diskussionen rund um die Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht mehr wegzudenken sind. So lautet das Fazit der HL7 Jahrestagung. Gut besucht, gut gelaunt und mit optimistischem Ausblick trugen nicht nur die Technischen Komitees ihre Ergebnisse des zurückliegenden Jahres vor. Es wurden grenzüberschreitende Pläne geschmiedet und konkrete Vereinbarungen zur Zusammenarbeit auf verschiedenen Themengebieten mit der Schweiz getroffen – ganz im Sinne des Community Gedankens.

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Am 1. Dezember 2022 ab 19 Uhr fand ein Get-Together bei Getränken und Häppchen statt. Ein schöner Auftakt zu unserer Jahrestagung (gelungener als das WM-Spiel der Deutschen). Punkt 19 Uhr wurde das Büffet eröffnet, wir freuten uns, dass wir uns endlich auch wieder persönlich begegnen konnten.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden, Mathias Aschhoff und den Geschäftsführer, Dr. Kai Heitmann, berichteten Dr. Christof Geßner und Dr. Frank Oemig aus dem Inneren von HL7 International über Restrukturierungen der Organisation mit neuer Standards Development Division unter der Leitung von Daniel Vreeman und Standards Implementation Division mit Viet Nguyen und Diego Kaminker an der Spitze sowie neuer Governance für Entscheidungsfindungen.

Dr. Geßner und Dr. Oemig zeigten damit noch einmal auf, wie Standards überhaupt definiert werden, wer an welcher Stelle dafür zusammenarbeitet und wie bei der Standardisierung Konsens erreicht wird.

Die Abstimmungs- und Kommentierungsverfahren sind Eckpfeiler von Konsensus-Standards und werden bei HL7 seit langer Zeit z. B. für Profile für CDA oder FHIR oder auch Terminologien angewendet. Alexander Zautke, CTO von HL7 Deutschland, erläuterte die jüngst etablierten Verbesserungen der Prozesse mit modernen Verfahren und Techniken, um die Konsensus-Verfahren weiter zu optimieren.

Danach gab es Arbeitsstände und Berichte über neue Projekte aus den Technischen Komitees des Vereins: Simone Heckmann erläuterte die Roadmap der „FHIR Basisprofile“. Michaela Ziegler, ahdis ag, HL7 Schweiz, ergänzte die Schweizer Aktivitäten bezüglich der FHIR-Basisprofile. Sie wünschte sich ein gemeinsameres Vorgehen an diesem Punkt, was auf große Zustimmung stieß.

Nach der gesprächsreichen Pause zeigte Dr. Kai Heitmann die Modernisierung des Kollaborationstools ART-DECOR Release 3, berichtete über die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und den Mehrwert, der durch ART-DECOR gewonnen werden konnte. Axel Biernat präsentierte einen Erfahrungsbericht mit dem FHIR Tool-Stack. Patrick Werner sprach anschließend der über Onkologieprofile und mCode für Deutschland, gefolgt von Mareike Przysucha von der Hochschule Osnabrück, die Interop in der Pflege thematisierte und über ePflegebericht, Überleitungsbericht und die Fortschritte bei den Pflege-Informations-Objekten (PIOs) in erfolgreicher Kollaboration mit der KBV/mio42 sprach.

Dr. Michaela Warzecha aus dem Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) listete in ihrem strukturierten Vortrag Neues zu Terminologien aus dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf und lud beim Thema SNOMED-CT in Deutschland dazu ein, unter snomed@bfarm.de – allgemeine Kommentare zu platzieren, die in die kommende Entwicklungsstufe mit einfließen sollen. Betont wurde auch hier die grenzüberschreitenden Aktivitäten zu den deutschsprachigen Übersetzungsarbeiten bei SNOMED.

Auch die Beispiele aus der Praxis, moderiert von Alexander Zautke, CTO von HL7 Deutschland, fanden großen Anklang und zeigten, welchen Stellenwert die aktuellen Entwicklungen für die verschiedensten Projekte im Gesundheitsbereich haben. Nicki Wageringel und Gina Ludwig (DGUV) berichteten von den FHIR-Meilensteinen des DiGUV-Projekts, dass für den gesamten Datenaustausch mit Leistungserbringern in der Gesetzlichen Unfallversicherung auf das HL7 Profil setzt.

Außerdem gab es Schlaglichter aus dem täglichen Doing der Mitglieder mDoc, Doctolib und dem Klinikum Rechts der Isar. Dessen CIO, Andreas Henkel erklärte, dass er auf FHIR als ein wichtiges Element auf dem Weg zu einem neuen Krankenhausinformationssystem als Plattform setze, dessen Herzstück die Etablierung einer Medizinischen Interoperabilitätsplattform sei. Pavlo Dyban, Leiter Hospital Interoperability Strategy (Deutschland, Italien, Frankreich) bei Doctolib, bat in seinem Vortrag explizit um die Internationalisierung der HL7 Profile. Er sei ein großer Fan, seine Arbeit erschwere sich jedoch dadurch, dass viele nationale FHIR-Spezifikationen nicht zusammenpassten. Es sei durch die unterschiedlichen FHIR-Anforderungen praktisch nicht möglich, ein gleiches Produkt in drei Ländern zu installieren, ohne größere Entwicklungsaufwände zu haben. Das sei für die Industrie ein großer Schmerzpunkt.

Nach dem Mittagessen im Foyer wurden für die Leitungen der Technischen Komitees von HL7 Deutschland und deren Stellevertretern Wahlen durchgeführt. Die Ergebnisse sind über die Leitseite der Technischen Komitees einzusehen.

Erfreuliche Ergebnisse gab es auch auf der anschließenden Mitgliederversammlung von HL7 Deutschland zu hören. Neben den Geschäftsberichten und der Entlastung des Vorstands wurden auch einige Ämter neu besetzt. Prof. Dr. Sylvia Thun wurde mit großer Mehrheit zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, die als „incoming chair“ laut Satzung automatisch ab 2023 für zwei Jahre die Vorsitzende sein wird. Kim Becker wurde als Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit wiedergewählt. Drei Beisitzerpositionen standen ebenfalls zur Wahl, die nun von Mareike Przysucha, Danny Ammon und Thomas Liebscher bekleidet werden.

Schließlich wurde großer Dank ausgesprochen für den Beauftragten für Internationales, Prof. Dr. Bernd Blobel, der nach über 30 Jahren in und für die Sache „HL7“ in Deutschland und anderswo aus dem Amt scheidet. Gedankt wurde ebenso Axel Biernat für seine Amtszeit als Beisitzer.

Die Beiträge kann man auf der Jahrestagungs-Webseite bei HL7 Deutschland nochmal Revue passieren lassen.

Fotonachweis: Blue Planet Studio – stock.adobe.com, Michael Reiter, Claudia Dirks, Dr. K. Heitmann, HL7 Deutschland

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